Blickwinkel auf Technologien auf dem DDG 2024 in Berlin
„Diabetes, Umwelt, Leben - Perspektiven aus allen Blickwinkeln“ hieß das Motto des DDG 2024. Ich habe mal speziell den Blickwinkel auf die Themen rund um die Technologien angeschaut. Es gab verschiedene Vorträge, die dieses Thema aus den unterschiedlichsten Richtungen beleuchtet haben.
7 Eindrücke vom DDG
1. Die Zukunft der AID-Systeme - Werden wir hybride Systeme oder vollständig geschlossene Loopsysteme sehen? Im Gegensatz zur Pädiatrie werden Technologien wie Aid-Systeme bei erwachsenen Patienten bisher seltener eingesetzt. Hier ist die Pädiatrie schon einen Schritt voraus. Minimalinvasive oder nichtinvasive Glukosesensoren sind vielversprechend – auch wenn es derzeit noch keine wirklich verlässlichen Systeme gibt. Auch Apps, die Mikro- und Nanotechnologie nutzen, könnten die Zukunft gestalten. Die Entwicklung von hochwertigen Patchpumpen und genaueren Glukosesensoren wird erwartet.
Caro am #dedoc°-Stand beim DDG
2. Die Usability solcher Technologien ist von großer Bedeutung. Es geht hier um den Aspekt der Entwicklung und Zulassung. Wie können wir sicherstellen, dass sie einfach zu bedienen sind und keine Fehler verursachen? Daran anknüpfend muss überlegt werden, inwieweit unterschiedliche Altersgruppen von jung bis alt, diese Systeme nutzen können. Ein Blick auf die Barrierefreiheit ist hier unbedingt erforderlich – dies wurde leider nur am Rande erwähnt.
3. Typ1 oder Typ2 - Welche Systeme sind für wen geeignet? Hier müssen wir die individuellen Bedürfnisse und Therapieziele berücksichtigen. Von der Pumpe, über das hybride closed loop System bis hin zum Smartpen bieten sich viele Möglichkeiten.
“Die technische Komplexität von Aid-Systemen erfordert eine gute Schulung.”
4. Wearable Technologien in der Altenpflege: Auch in der Altenpflege kommen vermehrt Technologien zum Einsatz, z. B. zur Überwachung der Position im Raum, der körperlichen Aktivität und vitaler Parameter in Echtzeit.
5. Diabetologie im Spannugsfeld - Angefangen bei der Frage „ Wie können wir den Einsatz von Technologien sicherstellen, wenn es Lieferengpässe oder regionale Unterschiede gibt?“, über die Anforderungen an Diabetes-Teams bzgl Schulung und Ausbildung bis hin zum Umgang mit den vorhandenen Technologien in Notfallsituationen steht die Diabetologie vor großen Herausforderungen. Die technische Komplexität von Aid-Systemen erfordert eine gute Schulung. Wie können wir sicherstellen, dass Praxen mit den neuesten Technologien vertraut sind? Dies bezieht sich auch auf eingesetzte Technologien im Praxisalltag und in den Abläufen der Praxisorganisation selbst.
6. Barrieren und Lösungen: Welche Barrieren gibt es bei der Anwendung von Diabetes-Technologien in der Praxis und wie können wir diese überwinden? Praxisbetreiber benötigen klare Vorgehensweisen bei der Einführung und Schulung von Technologien. Barrieren gibt es aber sicher auch bei verschiedenen Personengruppen: Menschen mit Behinderungen, ältere Menschen usw. Hierauf wurde kaum eingegangen. Für blinde bzw. sehbehinderte Menschen, was gerade unter den Menschen mit Diabetes recht häufig vorkommt, benötigt es dringend Barrierefreiheit – es gibt derzeit kaum eine Pumpe, die für blinde Menschen bedienbar ist. Leider wird dem Thema Barrierefreiheit zu wenig Aufmerksamkeit gewidmet.
“Aid-Systeme verbessern die Langzeitwerte und reduzieren Schwankungen.”
7. Psychosoziale Aspekte beim Einsatz von Technologien: Zunächst kann man feststellen, dass sich das Wohlbefinden durch Aid-Systeme verbessert. Aid-Systeme verbessern die Langzeitwerte und reduzieren Schwankungen. Allerdings können sie auch Stress verursachen, sei es durch Fehlfunktionen oder die Komplexität der Systeme. Im klinischen Alltag, auch in der Pflege, stoßen wir auf Herausforderungen im Umgang mit Aid-Systemen und kontinuierlichen Glukosemesssystemen (CGM). Die Akzeptanz von Technologie bei den Menschen ist ein maßgeblicher Faktor. Der Einsatz von Technologien kann aber auch zu Belastungen führen, die zu Diabetes Distress oder gar zu Depressionen führen. Hier braucht es genaueres Hinsehen und bessere therapeutische Möglichkeiten.
Vortrag zu “Technik und Diabetesakzeptanz”
Alles in allem, war es ein interessanter Einblick in die verschiedenen Ansätze und Blickrichtungen, die es zum Einsatz von Technologien auf dem Kongress diskutiert wurden. Ein Thema, was auf den internationalen Kongressen in der letzten Zeit immer wieder, auch sehr umstritten, diskutiert wurde, war das Thema „Zeit im Zielbereich“. Hier speziell der Vergleich TiR (time in range) bezogen auf die Werte zwischen 70 und 180 mg/dl zu TitR (time in tight range-Zeit im engen Zielbereich) mit Werten zwischen 70 und 140 mg/dl. Dieses Thema wurde beim DDG 2024 nicht erwähnt! Ich hätte eine Diskussion dazu sehr spannend gefunden!
Ich bin mit vielen Eindrücken und guten Community-Erlebnissen aus dieser Woche nach Hause gekommen. Ich konnte Kontakte knüpfen und einige tolle Gespräche führen. Vielen Dank #dedoc°, dass ich dabei sein durfte!